Sonntag, 28. August 2011

Zwillinge im Mutterleib - nach Henry Nouwen

Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch der Mutter.

"Sag ein mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?" fragt der eine
Zwilling.
"Ja, auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden groß und stark für das
was draußen an der frischen Luft kommen wird." antwortet der andere Zwilling.
"Ich glaube, das hast du eben erfunden!" sagt der erste. "Es kann kein Leben nach
der Geburt geben - und wie soll den 'frische Luft' bitte schön aussehen?"
"So ganz genau weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher viel heller sein als
hier. Und vielleicht werden wir herumfliegen können und mit dem Mund tolle
Sachen essen?"
"So einen Schwachsinn habe ich ja noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für
eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns nährt. Und wie willst du
herumfliegen? Dafür ist doch die Nabelschnur viel zu kurz."
"Doch, das geht ganz bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders sein."
"Du träumst wohl! Es ist doch noch nie einer zurückgekommen von 'nach der
Geburt'. Mit der Geburt ist das Leben einfach zu Ende! Punktum!"
"Ich gebe ja zu, dass keiner genau weiß, wie das Leben 'nach der Geburt' aussehen
wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden und sie wird sicher
für uns sorgen."
"Mutter??? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter? Wo soll denn DIE nun
sein, bitteschön?"
"Na hier - überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie
könnten wir gar nicht sein!"
"So ein Blödsinn! Von einer Mutter habe ICH noch nie etwas bemerkt, also gibt es
sie auch nicht! Schluss damit!"
"Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du SIE leise singen hören. Oder
spüren, wenn SIE unsere Welt ganz sanft und liebevoll streichelt ..."
Danke, Henry Nouwen!

Montag, 22. August 2011

Einzelbegleitung in Wien

Für alle, die sich wundern, warum dieser Blog in den letzten Wochen "nur" mit fremden Texten gefüttert wurde...
Ich freue mich, bekanntzugeben, dass meine schreiberische Abwesenheit ihren Sinn erfüllt hat, das Lernen sich gelohnt hat und ich mich seit Sonntag ganz offiziell als zertifizierte Atempädagogin bezeichnen darf.
Was heißt das?
Nun, erstens, dass ich jetzt wieder mehr Zeit habe, mir schriftlich Gedanken zu machen.
Zweitens, dass ich sehr glücklich bin.
Und drittens, dass ich nun die ehrenvolle, wunderbare Aufgabe übernehmen darf, Menschen in Einzelstunden und auch in Kursen zu begleiten, auf dem Weg zu sich selbst, zu ihren Ressourcen und zu dem Wesen, das in ihnen wohnt. All das entlang des Leitseils ihres ganz persönlichen Atems, der so viel erzählt, so viel zeigt und so viele Wege weist.
Gar nicht esoterisch (obwohl ich das Wort, wenn man es genau untersucht, eigentlich mag).
Eine sehr körperorientierte Arbeit, die auf Seele und Geist nicht vergisst.
Für mich: von allem, was ich ausprobiert habe, der liebevollste, achtsamste und direkteste Weg zu der, die ich bin, mit all meinen Gefühlen, meinem Schmerz, meiner Freude. Ein Weg, der mich das Loslassen lehrte, das Aufgehoben-Sein, die Kraft aus dem Boden, das Spiel mit dem Gleichgewicht, das Wunder der Aufrichtung, und so viel mehr...
Bis bald,
Barbara Pachl-Eberhart

P.S.: mehr zur Methode unter www.atemlehre.at (die Seite meines Lehrers Norbert Faller)

Sonntag, 21. August 2011

Der Tod ist nichts - Gedicht von Henry Scott Holland

Der Tod ist nichts,
ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.
Ich bin ich, ihr seid ihr.
Das, was ich für euch war, bin ich immer noch.
Gebt mir den Namen, den ihr mir immer gegeben habt.
Sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt.
Gebraucht keine andere Redeweise,
seid nicht feierlich oder traurig.
Lacht weiterhin über das,
worüber wir gemeinsam gelacht haben.
Betet, lacht, denkt an mich,
betet für mich,
damit mein Name ausgesprochen wird,
so wie es immer war,
ohne irgendeine besondere Betonung,
ohne die Spur eines Schattens.
Das Leben bedeutet das, was es immer war.
Der Faden ist nicht durchschnitten.
Weshalb soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein,
nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin?
Ich bin nicht weit weg,
nur auf der anderen Seite des Weges.

Montag, 15. August 2011

Spuren im Sand

Vermutlich kennen viele von Ihnen diese Geschichte. Aber ich finde sie so schön, dass sie einfach nicht oft genug erzählt werden kann...

Spuren im Sand
(Verfasser ist mir leider unbekannt)

Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem
Leben.
Und jedesmal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen
vorübergezogen
war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte,
daß an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur
zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.


Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du
mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich, daß in den schwersten Zeiten
meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am
meisten brauchte?"


Da antwortete er:
"Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie
allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen."

Montag, 8. August 2011

Unterricht - Gedicht von Hilde Domin

Jeder der geht, belehrt uns ein wenig
über uns selber.
Kostbarster Unterricht
an den Sterbebetten.
Alle Spiegel so klar
wie ein See nach großem Regen,
ehe der heutige Tag
die Bilder wieder verwischt.

Nur einmal sterben sie für uns,
nie wieder.
Was wüssten wir je
ohne sie?
Ohne die sicheren Waagen,
auf die wir gelegt sind,
wenn wir verlassen werden.
Diese Waagen, ohne die nichts
sein Gewicht hat.

Wir, deren Worte sich verfehlen,
wir vergessen es. Und sie?
Sie können die Lehre nicht wiederholen.
Dein Tod oder meiner
der nächste Unterricht?
So hell, so deutlich,
dass es gleich dunkel wird.

HILDE DOMIN

Sonntag, 7. August 2011

Gestorben

Gestorben mit dir
Erwacht aus dem eigenen Leben
Tief getaucht           
Richtung verloren
Auseinandergefallen
Unsichtbar geworden
Einsamkeit gesucht
Reisetasche ausgepackt
Todmüde eingeschlafen

Geträumt und aufgewacht
Erinnerungen aufgemalt
Träume abgeschieden
Rotz und Wasser geheult
Absichtslos neu begonnen
Urvertrauen neu erlernt
Erste Schritte gut geglückt
Reise aufgenommen.
Trag dich stets bei mir.

Samstag, 6. August 2011

Wie soll ich das aushalten? - Teil 1

Was ist das Schlimmste, was Sie je aushalten mussten?

"Der Tod meines Partners. Meines Kindes. Meines...", antworten Sie nun vielleicht.
Möglicherweise mussten Sie auch Streit aushalten. Die Unmöglichkeit einer Versöhnung, Sprachlosigkeit, ungerechte Behandlung. Oder den Verlust einer Arbeitsstelle. Oder...

Aushalten. Das sagt sich so schnell dahin. Aber wissen wir überhaupt, was damit gemeint ist? Wie fühlt es sich an, etwas auszuhalten? Und - vielleicht die wichtigere Frage: haben Sie wirklich schon einmal etwas nicht ausgehalten?

Wenn Sie die Frage stellen, wie sie dieses oder jenes nur aushalten sollen, können Sie sich gleichzeitig auf die Schulter klopfen, denn eines ist gewiss: Während Sie mit Nachdenken beschäftigt sind, sind Sie schon mittdendrin. Im Aushalten. Sie beweisen sozusagen ganz aktuell, dass Sie es können.

Denn Sie liegen nicht in einer Ohnmacht (mit der uns unser Körper vor Dingen schützt, die er tatsächlich nicht aushalten kann).
Sie sind auch nicht verrückt geworden (der zweite Ausweg, der manchmal - theoretisch - nahe liegt, praktisch aber überhaupt nicht zu empfehlen ist und im Übrigen auch keinen wirklichen Ausweg dastellt).
Und Sie haben sich nicht umgebracht. Gott sein Dank! Denn...

Halten, aushalten, durchhalten - das müssen wir in Wirklichkeit eigentlich gar nicht. Zumindest nicht auf Dauer. Denn alles, was auf Erden geschieht, ist un-halt-bar, sowieso. Nicht aufzuhalten ...und daher, auf Dauer, auch nicht aus-zuhalten.

Das Schöne, ja, wie oft würden wir dieses gerne be-halten, und wie oft müssen wir dabei zuschauen, wie es im Fluss der Zeit zerfließt, als wäre es ein Tintentropfen im Wasserglas. Doch die glücklichen Momente sind nicht vergebens. Auch wenn wir sie nicht halten können, bleiben sie dennoch bei uns, weil uns jeder Moment, jedes Lächeln, jede Sekunde der Dankbarkeit uns ein wenig verändert. 


Transformiert.
Der Gesang eines Vogels, ein warmer Sonnenstrahl, ein liebes Wort. Das alles formt uns um, wenn es durch uns durchgeht. Sogar ein achtsamer Atemzug kann einen winzigen Umbauprozess in uns auslösen. Quatsch? Hirngespinst? Nein: wenn man aufmerksam ist, kann man das wirklich spüren. Für Theoretiker und andere Neugierige bieten die Wasseraufnahmen von Masaru Emoto einen wunderbaren Wissens-Hintergrund zu diesem Thema.

Mehr zu Masuro Emoto hier.

Mehr über das Aushalten ...gleich!

Wie soll ich das aushalten? - Teil 2

Transformation. Umbau. Veränderung.
In diesen Worten liegt in meinen Augen der Schlüssel zur Antwort auf die Frage nach dem Aushalten. Denn ertragen muss ich einen Zustand nur, so lange ich ihm nicht erlaube, mich zu verändern.

Denken Sie an ein Kind, das gerade ganz und gar nicht aushalten kann, dass es an einem Dezembermorgen nicht mit kurzen Hosen nach draußen gehen darf. Ja, es schreit. Und tobt. Es konfrontiert uns mit einem obligatorischen und entwicklungspsychologisch höchst wertvollen Willensbekundungsausbruch.

Aber kennen Sie auch den Moment, an dem man, ganz plötzlich, Zeuge eines echten Wunders wird? Jenen Augenblick, in dem das Kind - vor unseren Augen - begreift. Den Kampfring verlässt. Und sich mit friedlicher Miene anderem zuwendet, oder gar tatsächlich in den Schianzug schlüpft, mit weichen Gelenken und schon der nächtsen wichtigen Frage auf den Lippen. 

Nicht immer gehen Trotzphasen-Kämpfe so gut aus. Aber manchmal werden wir Zeuge solcher Momente, in denen unser Kind - nein, nicht gehorcht, sondern: akzeptiert. Wenn es freiwillig mit uns geht, aus irgendeiner Einsicht heraus, nicht unbedingt intellektuell, sondern weil es auf einmal dem Fluss des Lebens zu folgen bereit ist. In derartigen Augenblicken wird unser Herz seltsam weit, und ein kostbares Glücksgefühl nimmt Platz in unserem ganzen Sein.

Das Wunder der Veränderung. Kennen Sie es auch von sich? Ich schon.


Es fühlt sich an, als würde eine warme Sonne in meinem Bauch alles aufllösen, was gerade noch "nicht auszuhalten" war. Ja, ein bisschen Salzsäure ist auch dabei, sie ist nötig, um die Verkalkungen und Verhärtungen meiner Gewohnheiten und Vorstellungen zum Schmelzen zu bringen. Das brennt manchmal ein bisschen, doch der Schmerz ist süß, wenn ich ihn zulasse. Er vergeht schneller als ich fürchte, und macht Platz für eine ruhige und warme Gelassenheit.

"Can You be the space for it?", fragt Eckhard Tolle, und ich verstehe ihn so:
Können wir das, was wir "auszuhalten" versuchen, liebevoll in uns aufnehmen? Ja sagen? Ihm wirklich Platz in unserem Dasein einräumen und darauf vertrauen, dass die Veränderung, die es mit uns vornimmt, in Ordnung ist?

Lassen statt halten.
Einlassen statt aufhalten.
Sich einlassen statt aushalten.

Und zuletzt: Durchlassen statt festhalten.

Einen wunderschönen, sanft fließenden Tag wünscht
Barbara Pachl-Eberhart


P.S.: Auch wenn der Post immer weiter nach unten "verschwindet" - ich freue mich,wenn Sie einen Blick auf die Seite mit meinen/unseren aktuellen Seminarangeboten werfen!

Freitag, 5. August 2011

Artikel in "Yoga Aktuell"

Im aktuellen Heft von "Yoga Aktuell" gibt es übrigens einen Artikel bzw. ein Interview mit ...mir, über das ich sehr glücklich bin. Es behandelt u.a. den Zusammenhang zwischen Trauer/Trauma und Körper. 
Dank an Doris Iding!

Donnerstag, 4. August 2011

Aushalten?


Ergeben
Erhalten.

Innehalten. 

Aushalten?
Durchhalten?

Halt!

Halten lassen.
Behalten.
Durchlassen.
 

Last
Gelassen
Gehen lassen.

Mittwoch, 3. August 2011

Abend-Haiku

Wenn der Nebel sich
auf die müden Felder legt,
hebt der Mond sein Haupt.

Montag, 1. August 2011

PHÖNIX - Trauerseminare

Trauerseminare nach der 
"Trauer-Element-Methode"
von Barbara Pachl-Eberhart und Ulrich Reinthaller.


Mehr hier
www.vierminusdrei.com


Bitte weiterempfehlen und weitersagen!
Warum?
Es gibt viele Menschen, die trauern. Oft erst dann, wenn sie die Bestattungsinstitute schon lange wieder verlassen haben. Menschen, die sich zurückziehen und irgendwie unglücklich bleiben, auch wenn der Schmerz nicht mehr akut ist. Wir wollen Hilfestellungen geben und zeigen: Das ist normal, das ist kein Einzelfall. Es gibt Wege aus der dumpfen, einsamen Trauer! 
Wir hoffen auf Ihre Hilfe und die die Kraft der stillen Post.


Vielleicht sehen wir einander bald...
Bis zum nächsten Post, jedenfalls, wünsche ich eine erfüllte Zeit!
Stets die Ihre,
Barbara Pachl-Eberhart

Manchmal... - Gedicht von Rose Ausländer


„Manchmal spricht ein Baum
durch das Fenster mir Mut zu.
Manchmal ein Mensch, den ich nicht kenne,
der meine Worte erkennt.“

Rose Ausländer

Samstag, 30. Juli 2011

Angetan... Teil 1

Es gibt Fragen, die ganz offensichtlich über magische Fähigkeiten verfügen. Sie schaffen es, sich ungefragt in unsere Köpfe einzunisten und erst einmal dazubleiben, ohne Rücksicht darauf, ob sie gerade willkommen sind oder nicht. Der Zauberstab, den sie heimlich eingeschleust haben und mit dem sie gleich nach ihrem Einzug munter zu wedeln beginnen, schafft es mühelos, unser Hirn partiell außer Gefecht zu setzen. Denn dort, wo wir für gewöhnlich unsere Antworten auf brennende Fragen herbekommen, um diese rasch und höflich wieder aus unserem Kopf zu verabschieden, herrscht plötzlich nichts als Funkstille.

So macht es sich der Gast also gemütlich auf der Couch unserer Ratlosigkeit und beginnt, in regelmäßigen Abständen den immer gleichen Wortlaut in unser Innenohr zu plappern. Anfangs tut er noch so, als würde er tatsächlich eine Antwort erwarten. Irgendwann - und spätestens da wird es tückisch - ist er sogar dazu zu faul. Oder zu dreist. Nun wird aus der Frage eine Endlosschleife, und wir kommen nicht einmal mehr auf die Idee, ernsthaft nach einer Antwort zu suchen, irgendwo, in einem noch nicht betäubten Teil unseres Kopfes.

"Warum nur, warum.. - Warum nur, warum.. - Warum..."
"Was hatte das alles für einen Sinn... - Was hatte das alles..."
"Warum wurde mir das angetan... - Warum wurde mir das..."

Angetan... Eigentlich ein schönes Wort. Es klingt fast so, als käme es aus sehr alter Zeit. Vielleicht  aus einer Zeit, in der wir noch Antworten kannten auf unerklärliche Fragen. Kann es sein, dass in diesen sieben Buchstaben der Hinweis zu einem wirklsamen Gegenzauber verborgen liegt?

Angetan... Teil 2

Gerade noch rechtzeitig, ehe das Fragezeichen sich von der Frage löst und für immer durch den Abfluss meines Hirnstamms in Richtung Unterbewusstsein rutscht, schlage ich mein großes Zauberbuch auf, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Wie es heißt, mein Nachschlagewerk? Möchten Sie raten? Es ist blau, ziemlich dick und - zumindest das meine - schon ein wenig abgegriffen. Der Autor ist nicht genannt, dafür macht sich der Name des Verlags mit großen Lettern auf dem Umschlag breit.

DUDEN - Ethymologisches Wörterbuch.

Ich muss ein wenig blättern. Angetan...antun...tun. (gleich zwischen "Tumult" und "tünchen").
Was lerne ich? Was ahnte ich schon?
antun: "anlegen; zufügen" (mhd. reflexiv für "sich ankleiden", ahd. anatuon "auferlegen, zufügen). Was haben diese beiden Wortbedeutungen bloß miteinander zu tun?

Unwillkürlich kommt mir das Bild eines Königs in den Sinn. Er trägt einen purpurroten Mantel mit Hermelinbesatz und allem, was dazugehört. Der König steht würdig da, und doch ist ihm anzusehen, dass es gar nicht so leicht ist, diesen wichtigen, wuchtigen Mantel zu tragen. Die Kleider des Königs wurden ihm angetan, weil es die Tradition so wollte. Er wurde bekleidet, mit Samt und Hermelin. Es wurde ihm auferlegt, König zu sein.

Freitag, 29. Juli 2011

Angetan... Teil 3

Vielleicht ist es möglich, auch das Kleid der Trauer als edles Gewand zu betrachten, das uns für eine Zeit lang angetan, angezogen, auferlegt wurde. Im Gegensatz zum Amt des Königs ist die Rolle des Trauernden ein Amt auf Zeit, das immer wieder neu besetzt wird. Fast jeder von uns wird es irgendwann einmal be-kleiden, wenn der Tumult vorbei ist und bevor die weiße Tünche des Todes auch ihn aus all seinen Rollen enthebt.

Ich stelle mir vor, die Kleider, die mir angetan wurden, mit Würde zu tragen und meine Aufgabe so gut wie möglich zu erfüllen. Gäbe es einen Thron der Trauer, auf dem ich für eine Zeit lang Platz nehmen dürfte, weil ich gerade dafür auserwählt wurde, und dürfte ich andere zu einer Audienz empfangen, was könnte ich ihnen, Kraft meines Amtes, geben?

Ich würde vermutlich damit beginnen, von der Stille des Waldes zu erzählen. Davon, dass man den Kopf nicht immer hoch tragen muss sondern dass "Kopf runter" manchmal die bessere Strategie ist, weil man dann seine Füße sieht und die Erde, von der man kommt. Ich würde erzählen, dass...

Meine Audienz würde eine Weile dauern. Die Ihre auch, davon bin ich überzeugt.
Für heute soll es genug sein, das Amt ruft, der Tag will begonnen sein.

Einen würdevollen Vormittag wünscht
Barbara Pachl-Eberhart

Freitag, 22. Juli 2011

Wenn es einmal nicht so gut geht...

Ein kleiner Erfahrungswert für Tage, an denen sich die Welt grummelgrau statt himmelblau zeigt:


Ich habe mir angewöhnt, an solchen Tagen Momente zu sammeln. Glücksmomente, und seien sie auch noch so klein? Ja, manchmal funktioniert (sogar) das. 
In meiner Schublade liegt eine Liste: "10 Dinge, die ich tun kann, wenn ich am liebsten sterben würde". Ein Glas kaltes Cola trinken. Die Hände langsam mit lauwarmem Wasser waschen. Always look on the bright side of life hören. Eine saure Mandarine essen...


Für besonders grummelige Tage, an denen nicht einmal das funktioniert, habe ich seit einiger Zeit eine neue Strategie: Ich sammle jene Momente, an denen es mir ein kleines bisschen besser geht als noch im Moment zuvor. Oh là, là! Einmal probiert, lieb gewonnen und immer wieder angewandt. Es funktioniert! Bei mir. In schwadenschwarzen, breibraunen und grausegrauen Zeiten ebenso wie an grasgrünen, blümchenblauen oder glücksgelben Tagen. 


Und jetzt gehe ich eine Mandarine essen, obwohl es gar nicht nötig wäre.


Fröhliche Grüße!

Mittwoch, 20. Juli 2011

Eine kleine Theorie über Freundschaft - Teil 2

Manchmal stelle ich mir Freunde vor wie Eisberge, die im Meer treiben. Für gewöhnlich sehen wir nur ihre Spitzen, die aus dem Wasser ragen. Wir fragen uns, warum manche Eisgipfelchen ganz nah beieinander schwimmen, wo man doch weiß, dass sie unter Wasser viel breiter sind als oben.

Ich male mir aus, dass die unsichtbaren Teile der Eisberge sehr unregelmäßige Formen haben. An manchen Stellen sind sie schmal, dann, in zehn Metern Tiefe, werden sie plötzlich ganz breit und weiter unten wieder ein wenig schmäler. Die Form hängt davon ab, welche Schichten des Eisbergs warme Strömungen abbekommen haben, und in welchen Höhen das Wasser als eiskalter Strom vorübergezogen ist.

Manche Eisberge passen nah zueinander, weil sie sich wie Puzzleteile aneinander fügen. Wo der eine breit ist, ist der andere ganz schmal und umgekehrt. Sie ergänzen einander und sehen von oben betrachtet aus wie gute Eisberg-Freunde. So treiben sie gemeinsam durchs Meer. Bis, eines Tages, warum auch immer, einer der beiden Eisriesen eine andere Strömung abbekommt als bisher.

Es kann passieren, dass einem der beiden plötzlich seine schmale Unterwasser-Wespentaille verloren geht, in die sich die dickste Ecke des anderen gerade noch so schön geschmiegt hatte. Plötzlich ist das Eis gewachsen, und von Kuscheln ist keine Rede mehr. Es eckt, es stößt sich ab, und wenn man sich  zu nahe kommt, wird es unangenehm.

Im Wirklichen Leben kann man dieses Phönomen des gegenseitigen Anstoßens als "Trigger" bezeichnen. Autsch. Wenn wir uns verändern, drücken wir bei machen Menschen verborgene Knöpfe, von denen wir die ganze Zeit lang nichts geahnt hatten. Und sie bei uns, selbstverständlich.
Große Veränderungen wandeln unsere Unterwasserform. Manche Stellen unseres geheimen Bauchs werden dünner und könnten mehr Nähe vertragen. Andere legen sich hingegen Panzer und gefrorene Schutzschichten zu.

Neue Formen brauchen manchmal neue Begleiter. Doch im Meer der Freundschaft ist es gut, wenn man in Sichtweite bleibt. Der Frühling kommt. Warme Ströme warten überall und lassen das Eis auch wieder schmlezen. Außerdem lohnt es sich, ab und zu aneinanderzustoßen. Reibung erzeugt immerhin eine ganze Menge Wärme. Und was Wärme mit Eis macht, das wissen wir...

Einen friedlichen, freundlichen Abend voll Mond wünscht
Barbara Pachl-Eberhart,
gerade heimgekommen von einem Besuch bei einer Freundin fürs Leben, die gottseidank noch immer zu mir passt und meine Ecken erträgt, und sie nich selten ein wenig zum Schmelzen bringt.

Eine kleine Theorie über Freundschaft - Teil 1

Es gibt Menschen, die passen einfach zusammen. Wenn sie nicht gerade heiraten und Kinder bekommen, heißen sie für gewöhnlich: Freunde. Freunde fürs Leben, das wären wir alle gern, und wir würden sie im Gegenzug teuer bezahlen, wenn es sie im Supermarkt oder per Versand zu kaufen gäbe.

Vor gar nicht allzu langer Zeit hätte ich bei meiner Bestellung etwa folgendes Modell ausgesucht: Hat täglich Zeit für mich, geht mit mir in den Fitnessclub und ins Kino, erzählt und hört zu, auch am Telefon. Lacht gern und kocht gern, hat Kinder.

Wie gut, dass das Modell restlos ausverkauft war und bis heute nicht geliefert wurde. Die arme Freundin würde mittlerweile, trotz bestandener Qualitätskontrolle und lebenslanger Garantie, ein trauriges Dasein in einem finsteren Winkel fristen, gemeinsam mit meiner Gitarre, meinen Inline-Skates und der Hermann-Hesse-Gesamtausgabe.

Sollte ich heute eine Anzeige aufgeben,würde sie in etwa so lauten: Ist zufrieden, wenn ich mich nur alle zwei Monate melde. Klopft an die Tür, statt anzurufen. Bringt Gulasch mit und ist nicht böse, wenn es unangetastet bleibt. Geht mit mir im Wald spazieren. Kann schweigen. Lacht gern, weint gern, schreit gern. Hat keine Kinder, oder wenn, dann schon erwachsene.

Ich danke all meinen Freunden, die trotz ständig wechselnder Aufgabenfelder in meiner Nähe geblieben sind. Denen, die sich kopfschüttelnd abgewendet haben, bin und bleibe ich gut gesonnen und hoffe darauf, dass wir uns wiedersehen, wenn...

...wenn das Eis an den richtigen Stellen geschmolzen ist.
Das Eis? Das ist eine andere Geschichte und soll ...gleich erzählt werden, hier, im nächsten Post.

Dienstag, 19. Juli 2011

Liebe ist...

Liebe ist die Fähigkeit zur Dankbarkeit. 
Zur Wertschätzung und Achtung 
von allem, was uns umgibt.
Johann Kössner


Liebe, rein physikalisch

Liebe ist genau jene Kraft,
die es braucht,
um einem Menschen
im Streit die Hand zu reichen.

Die Kraft, die nötig ist,
die Augenlider zu heben
und einem Menschen
offen in die Augen zu blicken.

Barbara Pachl-Eberhart

Heute im Internet gefunden...

Ein bereits älterer Mönch kam zu einem Zen-Meister und sagte: «Ich habe in meinem Leben eine Vielzahl von spirituellen Lehrern aufgesucht und nach und nach immer mehr Vergnügungen aufgegeben, um meine Begierden zu bekämpfen. Ich habe lange Zeit gefastet, jahrelang mich dem Zölibat unterworfen und mich regelmäßig kasteit. Ich habe alles getan, was von mir verlangt wurde, und ich habe wahrhaft gelitten, doch die Erleuchtung wurde mir nicht zuteil. Ich habe alles aufgegeben, jede Gier, jede Freude, jedes Streben fallengelassen. Was soll ich jetzt noch tun?» 
Der Meister erwiderte: «Gib das Leiden auf
Marco Aldinger, "Was ist die ewige Wahrheit?" "Geh weiter!"


"Gib das Leiden auf" - eine wichtige Erinnerung an Wesentliches oder pure Provokation?
Gerade heute Morgen finde ich die Aufforderung des Meisters sehr passend. Ich denke, meine Familie da oben (da drüben, da gleich ums Eck) würde nichts anderes sagen, wenn ich sie fragen könnte.


"Ihr lieben, ich habe nun jahrelang Tränen vergossen, habe gefastet und mich zurückgezogen. Ich habe meiner Trauer Raum gegeben, sie mit anderen geteilt, ihr eine Form verliehen. Ich habe wahrhaft gelitten, doch der Schmerz und die Sehnsucht sind nicht verschwunden. Was soll ich tun?"
"Gib das Leiden auf". Oder, in den Worten meines Mannes Heli: "Alte, scheiß dir nix!"


So einfach? Vielleicht. Von dort oben betrachtet.
Hier unten meldet sich eine leise Stimme in mir, die nörgelt und motzt. "Wie soll das gehen? Es tut eben weh. Das lasse ich mir nicht einfach wegreden. Hört auf, alles schönzureden!"


Ich höre der kleinen Stimme geduldig zu. Denn ich vermute, dass sich hinter ihrem morgendlichen Wutanfall noch eine andere Botschaft verbirgt. "Lass das Leiden los" - diese Idee scheint ihr eine gehörige Portion Angst einzujagen. Warum nur?


Kann es sein, dass das Leid eine Art Stütze ist, an der sie sich festklammert? Eine Green-Card für das Land der Trauernden, in dem man immerhin so manche Freiheit besitzt, die im "normalen Leben" nur sehr schwer zu erreichen ist? Die Freiheit, sich Zeit zu nehmen. Die Freiheit, Anrufe unbeantwortet zu lassen. Die Freiheit, eigensinnig zu sein, lange Spaziergänge zu machen und sich unterstützen zu lassen, wenn es nicht mehr geht.
"Muss ich das alles wieder aufgeben, wenn ich das Leiden loslasse?", fragt mich meine kleine Stimme bang.


Die Antwort ist klar. Ich gebe sie mir selbst, liebevoll. Die Engel ums Eck meine ich in Zustimmung nicken zu sehen.
"Mach weiter so, in aller Freiheit. Und erlaube Dir, sie zu genießen. Sie bleibt, auch ohne Leid. Sie ist das Geschenk, das der Tod dir gemacht hat. Nimm es an, ohne Zögern. Ohne Zinsen und Schulden. Es gehört Dir, für immer!"


Einen freudigen, dankbaren, freien Tag voll Sonnenschein (Wir haben ihn verdient!) wünscht 
Barbara Pachl-Eberhart

Samstag, 16. Juli 2011

Guten Morgen Haiku

Aus Gedankenstaub
forme ich im leeren Kopf
sorgsam mir ein Nest.




Donnerstag, 14. Juli 2011

Der kleine große Unterschied

Fahren Sie Auto? Vermutlich.

Möglicherweise gehören Sie sogar zu der selben Gattung Autofahrer wie ich:
Ich fahre ...MIT.
Nein, nicht -bei. Das Gaspedal trete ich schon ganz gerne selber. Aber niemals, wirklich niemals wage ich mich auf die Straße ohne...
mein Navi. Mein Tomtom. Mein GPS!

Was hat das nun mit Trauerern zu tun, mögen Sie sich fragen.
Sehr viel, meine ich. Das weiß ich spätestens seit jenem Tag, als - weiß der Himmel warum - mein kleines kluges Kästchen mir plötzlich den Dienst versagte, und das nicht auf der Autobahn, sondern da, wo es am Schlimmsten ist: im Wiener Einbahndschungel, mitten im Berufsverkehr. Funkloch? Sonnenfinsternis? Technischer Defekt? Keine Ahnung.
Die Autofahrer hinter mir müssen sehr erstaunt gewesen sein. Gerade noch hatte sich da vor ihrer Nase ein grasgrüner Toyota ganz anständig verhalten, hatte sich ordentlich eingereiht, rechtzeitig (und auf der richtigen Seite) geblinkt und war im Großen und Ganzen nicht aufgefallen. Nun allerdings...
Tja. Ich glaube, ich habe auf  hundert Meter zehnmal die Spur gewechselt. Ohne zu blinken, oder wenn, dann falsch. Bei jeder Seitengasse bremste ich abrupt ab, um gleich darauf stotternd wieder Gas zu geben. Zwei Mal starb mir dabei der Motor ab, einmal hätte ich fast ein überholendes Auto übersehen. Mein Ziel habe ich schließlich nur gefunden, weil ich - streng verboten - mein Handy zückte und meinen Liebsten anrief, der einfach immer den richtigen Weg weiß.

Wenn ich aus der Vogelperspektive auf mein Leben blicke, so ähnelt die Wegstrecke, die ich nach dem Tod meiner Familie zurücklegte, jener planlosen, chaotischen Fahrt ohne GPS.
Zwar wusste ich nach wie vor, wie das geht: Gas geben, schalten, lenken. Atmen, lächeln, gehen, schlafen, kommunizieren. Ich war nicht plötzlich verrückt geworden, es gab keinen Grund, mir den Lebensführerschein zu entziehen. Und doch war ich anders. Unberechenbar. Ziel- und orientierungslos.

Ehrlich gesagt hat das Navi meines Lebens bis heute seinen Empfang nicht wiedergefunden. Die Telefonnummer der Zentrale, die mir den richtigen Weg ansagt, konnte ich bislang auch noch nicht herausfinden. Allerdings: ich lerne wieder, Karten zu lesen. Mich umzusehen. Neue Wege zu erkunden und Sackgassen rechtzeitig zu erkennen. Insgesamt gefällt mir diese Art, mich fortzubewegen,ganz gut. Auch wenn ich immer wieder ganz seltsame Fehler mache.
Für die Menschen in meiner Umgebung bin ich nach wie vor nicht einfach. Sie fahren auf der Straße des Lebens, hinter, neben und vor mir, während ich versuche, so gut wie möglich im Fluss zu bleiben. Meistens merkt man mir gar nicht an, dass ich keine Ahnung habe, wo ich gerade bin. Und genau darin liegt das Problem. Denn meine Spurwechsel kommen überraschend. Manchmal bremse ich immer noch unverhofft und ohne mich umzusehen. Und so sehr ich mich auch bemühe, rechtzeitig zu blinken, es gelingt nicht immer.
Vielleicht solllte ich mir ein Schild auf den Rücken kleben. Eine blaue Tafel mit weißem L. Oder T wie Trauerin? Tollpatsch? Total durchgeknallt?
T...errain erkundend, das gefällt mir besser. Denn immerhin könnte es ja sein, dass ich auf diesem Weg Neues entdecke. Kleine Seitengassen, die nich einmal Google Earth jemals gesehen hat? Ich werde darüber berichten!
Tastende, taufrische Grüße,
Barbara Pachl-Eberhart

Freitag, 8. Juli 2011

Trauerer und Trauerinnen

"Ich trauere."- "Ich bin in Trauer."
Wie geht es Ihnen, wenn Sie diesen Satz aussprechen? Wie geht es Ihnen, wenn Sie diesen Satz hören?

Mir geht es so: Kaum höre ich das Wort Trauer, läuft in meinem Kopf ein ziemlich eintöniger Film ab. Obwohl ich selbst trauernd war oder bin (wie weiß man eigentlich, ob es vorbei ist?), obwohl ich selbst erlebt habe, dass "Trauern" viel mehr ist als "traurig sein", sehe ich immer noch die selbe Dia-Show vor meinem inneren Auge ablaufen:

Tränen. Gebeugte Haltung. Seufzen.
Schwach. Hilfsbedürftig. Ohne Kraft.

Komisch. Denn wenn ich mich richtig erinnere, habe ich gerade in der Zeit tiefster Trauer jede Menge Kraft gehabt. Oft war es "nur" die Kraft der Verzweiflung, aber da war noch etwas ganz Anderes. Ich konnte mich über Winzigkeiten freuen als wären sie ein Lottogewinn. Ich war dankbar und sehr verträglich. Manchmal habe ich sogar recht kluge Dinge von mir gegeben. Natürlich habe ich auch geweint. Aber:

Ich war nicht schwarz.
Eher ...durchsichtig.
Um mich herum war es nicht düster.
Eher ...himmelshell.
Meine Stimme war nicht schrill.
Eher ...samtweich und freundlich.
In meinen Augen standen auch Tränen.
Viel öfter aber sprühten sie vor Liebe und Dankbarkeit.

Immer noch bin ich auf der Suche nach Wörtern, die diese andere, liebevolle und lebenszugewandte Seite der Trauer klar ausdrücken und helfen, Tabus abzubauen. Die zeigen, das Trauernde schwach und stark zugleich sind, und dass sie nicht nur Hilfe brauchen, sondern auch so manches zu geben haben.

"Trauerer und Trauerinnen",
das sind für mich Menschen, die - unfreiwillig - neu geboren wurden, indem ein geliebter Gefährte gestorben ist. Der Partner, das Kind, der Verwandte ging seinen Weg in das Neuland, das Himmel heißt.
Unser Weg verläuft parallel, oder eigentlich: spiegelgleich. Auch unser Weg ist neu. Wir müssen die Welt, in die wir nun geboren wurden, die Welt ohne den geliebten Menschen erst erkunden. Unsere Schritte sind zaghaft, Stolpern gehört dazu.

Die Trauerer und Trauerinnen, die ich kennenlernen durfte, sind mutig. Es ist nicht leicht, neu geboren zu werden in einer Welt, in der es vor allem darum geht, nicht aufzufallen mit seiner Schwäche und seiner Ratlosigkeit. In einer Welt, in der das Stolpern nicht gern gesehen wird.

Was ich weiß: Trauerer und Trauerinnen sind viel mehr als ihre Tränen.

Sie sind ...
dazu gäbe es eine lange Geschichte zu erzählen. Sie folgt im nächsten Post.

Bis bald,
Barbara Pachl-Eberhart

P.S.: Hier ein sehr interessanter Vortrag zum Thema "The danger of a single story" (also darüber, warum es so gefährlich ist, einen Menschen auf EINE Geschichte - z.B. Trauer - zu reduzieren).
Chimamanda Adichie auf "TED"